Unser großes Ziel: Weltfrieden und alle Armeen abschaffen (außer die IDF, da warten wir bei allem Utopismus mal lieber ganz realpolitisch erst ab…). Doch was tut man beim Weltfrieden mit den bisher vom Militär besetzten Flächen? Und wie schaffen wir ein wirtschaftliches Auskommen für die vom Strukturwandel betroffenen Menschen? Die Lösung heißt Konversion. In Helsinki haben wir mit der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden ehemaligen Festung Suomenlinna ein sehr beeindruckendes Beispiel besichtigt.
Sveaborg
Im Jahr 1748 begann die schwedische Armee mit dem Bau der Festung unter dem Namen Sveaborg. Schweden war damals ein mächtiges Imperium. Es beherrschte damals die Hansestadt Stade (heute Niedersachsen) und ganz Vornommern (heute Mecklemburg-Vorpolen). Die schwedische Regierung reagierte mit dem Bau der Festung auf die Gründung St. Petersburgs durch Moskowien.
Von Schweden nach Russland
In den nordischen Kriegen schwand die Macht Schwedens zugunsten des russischen Zarenreiches. 1809 eroberte Russland das heutige Finnland von Schweden. Es integrierte Finnland als Großherzogtum ins Zarenreich. Damit kam die Festung unter russische Kontrolle. Im Krim-Krieg bombardierten französische und britische Kampfverbände die Festung.
Unabhängigkeit
Mit der russischen Revolution 1917 erkämpfte Finnland 1918 seine Unabhängigkeit. Die festung bekam nun den heutigen Namen Suomenlinna. Im anschließenden finnischen Bürgerkrieg etablierten die „Weißen“ mit deutscher Hilfe ein Gefangenenlager in der Festung. Die rechten Militärs ermordeten hier 1000-3000 Menschen, die sie für politische Gegner*innen hielten. Seit 2004 gibt es gibt ein Denkmal für die Gefangenen und Ermordeten. Aber sie werden als Kriegsgefangene bezeichnet und die Verbrechen damit verklärt.
Weltkulturerbe
Nach dem Zweiten Weltkrieg verloren Festungen endgültig ihre militärische Bedeutung. 1973 übertrug das finnische Verteidigungsministerium die Verantwortung für die Anlage an das Bildungsministerium. Dieses erreichte eine Eintragung der Festung ins UNESCO-Weltkulturerbe. Die unregelmäßige Form der Festung sei schützenswert.
Konversion
Heute leben auf der Insel etwa 800 Menschen. Sie ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Pro Jahr besuchen etwa eine Millionen Tourist:innen die Inseln. Auf dem Gelände haben mehr als 500 Menschen Arbeitsplätze gefunden.
Viele Arbeitsplätze
Diese Arbeiten auf Fähren, in einem Supermarkt, in der Post, im Ordnungsamt, tin etwa einem dutzend Museen, in einer Werft für historische Holzschiffe und in vielen Cafes und Restaurants. Und fairerweise muss man leider sagen, das auch das Verteidigungsministerium dort nach wie vor eine Artillerie-Schule unterhält, die auch Menschen Arbeit bietet.
Fazit
Das Beispiel der Festung Suomenlinna in Helsinki zeigt: Konversion geht! Auch ohne die Armee muss niemand verhungern. Das Argument „Arbeitsplätze“ ist Quatsch. Alles was es braucht ist ein bisschen Fantasie und Mut. Niemand braucht vor einem Abschaffen des Militärs Angst zu haben: Zivile Arbeitsplätze sind ohnehin produktiver.
Mehr Infos:
Was machen wir eigentlich in Helsinki?
https://vernetzungpartizipation.noblogs.org/post/2024/07/10/jugendbegegnungen-planen-leicht-gemacht-in-helsinki/
Wikipedia über Konversion
https://de.wikipedia.org/wiki/Konversion_(Stadtplanung)
Wikipedia über die Festung Suomenlinna
https://de.wikipedia.org/wiki/Suomenlinna
Zum Vergleich: Kobenhagen Festung ist jetzt der „Freistaat“ Christiania
https://en.wikipedia.org/wiki/Freetown_Christiania