In Vorbereitung auf die Jugendbegegnung vom 4. bis 11. Oktober in Berlin (für die ihr euch übrigens weiterhin gerne anmelden könnt!) haben wir gemeinsam mit belarusischen Teilnehmenden und Mitorganisator:innen überlegt, was wir uns von dem Austausch erwarten, was wir hoffen zu erreichen, welche Schwierigkeiten auftreten könnten, welche Hürden noch überwunden werden sollen.
Gemeinsame Sprache finden
Eine Hürde hat uns während des gesamten Besuchs in Vilnius begleitet: Wir haben keine gemeinsame Sprache! Niemand von uns spricht russisch – schon gar nicht belarusisch – und nur wenige der Belarus:innen in Vilnius sprechen Englisch. So war das Produkt unseres Workshop zur Jugendbegegnung ein Sammelsorium von Zetteln mit kyrillischen und lateinischen Buchstaben – in mindestens zwei Sprachen.
Fragen über Fragen
Was ist das für ein Zettelhaufen? Unter verschiedenen Fragestellungen haben wir ermittelt, was wir uns von der Jugendbegegnung erwarten. All das auf Zettel geschrieben, viel verglichen, zusammengefasst, kategorisiert mit einem gemeinsamen Outcome: “Kennenlernen”, “Sprache lernen”, “kultureller Austausch”, “Deutsche MÜSSEN erfahren, was in Belarus passiert(e)”, “Spaß haben”, “Freund:innen finden” – da unterscheiden sich die Vorstellungen der belarusischen und deutschen Teilnehmenden kaum.
kleiner Snack zwischendurch
Politischer Austausch
Aber es ist nicht nur ein kultureller, sondern vor allem auch ein politischer Austausch. Wir fordern “Asyl für Kriegsdienstverweigerer (in Deutschland und der EU)” – und zwar problemlos. Ein hohes Ziel, eine Woche in Berlin wird dafür wohl nicht ausreichen. Also, wie geht es nach der Jugendbegegnung weiter? So ganz genau wissen wir das noch nicht – Vielleicht wird es weitere Austauschprojekte geben. Viele wünschen sich, dass durch den Austausch Jugendorganisationen entstehen; innerhalb von Nash Dom, aber auch in der deutschen Friedens- und Menschenrechtsbewegung.
Gespräche mit Bundestagsabgeordneten
Wie kommen wir unserer Forderung (Asyl) durch die Jugendbegegnung näher? – Ein Ansatzpunkt der Jugendbegegnung ist Gespräche mit Bundestagsabgeordneten führen. Das setzt das Thema dort auf die Agenda, es schafft Awareness für die Probleme in Belarus und von Belarus:innen im Exil, es kann ein Startpunkt für einen engen Kontakt zwischen unseren Organisationen und deutschen Parlamentarieren sein.
Gedenkstätte Zwangsarbeit
Aber auch die Vergangenheit beschäftigt uns. Im Zweiten Weltkrieg umstellten Deutsche haufenweise Orte in Belarus, selektierten und deportierten die Menschen, die sie als “arbeitsfähig” einschätzten, massakerten die anderen und fackelten mit deutscher Gründlichkeit die Orte ab. Die Deportierten wurden Sklavenmarkt-mäßig in Deutschland verkauft und unter oft lebensgefährlichen Bedingungen in einem rassistischen System in Industrie, Landwirtschaft und bei der Bahn und den Kirchengemeinden in aller Öffentlichkeit für alle Deutschen sichtbar ausgebeutet. Weil diese Verbrechen krass verdrängt sind, besuchen wir bei der Jugendbegegnung die Gedenkstätte Schöneweide. Das haben wir ausführlich vorgestellt und diskutiert. Und wir haben uns ganz viel Auswertungszeug ausgedacht, um so einen möglicherweise traumatisierenden Besuch angemessen begleiten und aufarbeiten zu können.
Aufmerksamkeit schaffen
Awareness für die Rechte von Kriegsdienstverweigerern muss nicht nur in der Politik geschaffen werden. Auf den Zetteln findet sich auch: “zu viele Deutsche wissen zu wenig über Belarus”, “das belarusische Problem muss wieder in die Medien kommen”. Wir hoffen in beiden Ländern, dass die Jugendbegegnung im Oktober Belarus wieder an die Oberfläche schwämmt – direkter Kontakt hilft dabei am besten, Freund:innen hilft man eher als Unbekannten. Und dazu hoffen wir, mit der Jugendbegegnung einen kleinen Teil beitragen zu können.