
Auf der „ban fossil ads“- Konferenz in Barcelona hat am Samstag Geraldine Deade Tanakula von Scientist Rebellion DRC über Greenwashing in der DR Congo gesprochen. Sie machte deutlich: Eine grünen Kapitalismus für die Energiewende gibt es nicht. Rohstoffausbeutung zerstört den Kongo, während die Profite in den globalen Norden gehen. Und dazu werden auch die Menschen im Kongo mit Greenwashing verarscht.Und unsere Autorin hatte eine Erkenntnis zu eigenen rassistischen Denkstrukturen.

Kein Visum
Leider konnten wir Geraldine Deade nur online kennen lernen, da sie beschissener Weise kein Visum bekommen hat. Das ist umso tragischer, da sie und ihre NGO, die DGI Foundation auf konkrete lokale Auswirkungen von Fossiler Werbung im Globalen Süden aufmerksam machen. In ihrem Online-Vortrag machte Deade Tanakula klar, wie durch die Idee eines „Grünen Kapitalismus“ im globalen Nordens die Rohstoffnachfrage für sogenannte „nachhaltige“ Technologien wie Elektroautos, steigt. Doch es sind die Unternehmen des globalen Nordens, die mit Kinderarbeit seltene Erden wie Lithium oder Cobalt fördern, exportieren und davon profitieren.
Greenwashing
Durch Werbung konstruieren Unternehmen wie TotalEnergies oder Shell auch im Kongo ein Bild von „nachhaltigen“ und „grünen“ Wirtschaftswachstum, was jedoch mit Ausbeutung von Mensch und Natur einhergeht. Dabei begehen diese Großkonzerne Landraub und sie verdrängen lokale Communities, die mit Umweltverschmutzungen durch Abbauvorgänge umgehen müssen.
Nachhaltige lokale Verwaltung
Statt der Ausbeutung von Ressourcen forderte Deade die tatsächlich nachhaltige Verwaltung von Minen durch die lokale Bevölkerung. Außerdem forderte sie mehr Aufmerksamkeit für die problematischen Auswirkungen in der DRK und Afrika durch den Energie- und Ressourcenbedarf von Ländern wie Deutschland. Wir müssen den betroffenen Communities zuhören und unsere Handlungsspielräume nutzen um diese Art von „ecological colonialism“ zu beenden.
Neokoloniale rassistische Strukturen
Hier stellte sich mir die Frage, inwiefern sich die von Daede beschriebenen neokolonial-rassistischen Strukturen unseres ausbeuterischen Wirtschaftssystems auch auf die FossilFreeAds-Bewegung auswirken. Wie schaffen wir es, in zukünftigen Konferenzen weltweit Leuten Zugang zu diesem Machtraum zu ermöglichen und gerade in den wichtigen Face-to-Face Begegnungen Gehör zu verschaffen? Der Anspruch von fast ausschließlich westeuropäischen Teilnehmenden, die ein globales Problem angehen, sollte hier höher sein.
Pläne
Geraldine Daede hat dazu auf jeden Fall Pläne. Sie schreibt uns nach der Konferenz: „As COP30 approaches, I think it’s a unique opportunity with thousands of people gathered, to amplify our voices and actions for real impact. Do we want to coordinate something visible together? Even a small but symbolic action could inspire and draw attention. I would also be happy to join from Africa and contribute to this collective effort. What ideas do you have that we could shape into a common initiative?“
Was ist COP30?
Der COP30 ist die 30. Weltklimakonferenz. Offiziell ist sie eine Konferenz der Staaten, die das sogenannte „UNO-Protokoll zum Klimawandel“ unterzeichnet haben. Die COP 30 findet in Brasilien in der Stadt Belem vom Montag, 10. November 2025 bis Freitag, 21. November 2025 statt.
Selbsterkenntnis zu Rassismus
Etwas, was ich von der Konferenz mitnehme, hat weniger mit der der Konferenz zu tun, als mit; der Art, wie ich die Welt sehe. Ich mag hier kurz den Erkenntnisprozess beschreiben: Ich saß im Publikum, gleich soll der Vortrag zu Greenwashing im Kongo stattfinden. Ich weiß, was Greenwashing ist. Ich bilde mir auch bis zu dem Zeitpunkt ein, überdurchschnittlich viel über den Kongo zu wissen: Es gibt zwei davon in Afrika und dann noch den gleichnamigen Fluss, Belgische Kolonie, Kautschuk-Verbrechen, Mobutu, Bemba, die beiden Kabilas, das Todesurteil gegen Joseph, die peinliche Bundeswehr-Mission 2006, die Rohstoffkriege mit Ruanda, M23, Kriegsverbrechen gegen Frauen und dass da mittlerweile mehr Leute ermordet wurden als im Ersten Weltkrieg.
Leere weiße Fläche
Trotzdem hab ich keine Ahnung, was mich bei dem Vortrag erwartet. Ich habe eine große weiße leere Fläche im Kopf. Eine Terra incocnita. Oder eine Tabula Rasa. Fehlt nur noch, dass ich anfange, da mit dem Linieal willkürliche Grenzen zu ziehen… Das ist klassische koloniale eurozentrische Afrika-Bild.
Das exotische Andere
Obwohl ich keine Ahnung und Leere im Kopf habe, stelle es mir irgendwie „anders“,aufregend“ und „exotisch“ vor. Der nächste exotisierende Afrika-Stereotyp. Außerdem steckt in dem „anders“ ein Othering-Prozess. Das ich ein „anders“ im Kopf habe, das „dort“ weit weg ist, bedeutet, dass ich auch ein „hier“ das „so wie hier ist“. Dazu erwarte ich jetzt schlimme Geschichten aus dem Kongo, während ich mir „hier“ eine im Vergleich dazu recht heile Welt vorstelle. Viel fehlt hier nicht zur klassischen kolonialen Vorstellung, die die Welt in „Zivilisation“ und „Barbarei“ aufteilt und in Hierarchie zueinander stellt.
Alles wie bei uns
Was dann kommt, klingt recht bekannt: Genau wie „hier bei uns“ buddeln Konzerne „da“ profitmaximierend Rohstoffe für die Energiewende ab. Sie schädigen dabei massiv Mensch und Umwelt. Und erzählen den Leuten den selben Greenwashing-Kram wie bei uns. Und darum kümmert sich zum Glück Deedes Stiftung. Wie sollte es auch anders sein; Kapitalismus gibts ja auf dem ganzen Planeten?
Erkenntnis?
Die Erkenntnis und die Erinnerung an das, was ich vor dem Talk gedacht hab, irritiert mich massiv und führt bei mir zum Nachdenken und hoffentlich auch zu einer Erkenntni:.Ich hab jetzt gelernt, wie rassistisches „Othering“ auch in meinem Kopf funktioniert. Wie es damit weiter geht? Ich weiß noch nicht. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Und ein Brunnen mit Palmen und Licht in Canyelles, der mir sehr gut gefallen hat.
Mehr Infos:
Unsere Reise nach Barcelona zum Fossil Free Ads Gathering:
https://vernetzungpartizipation.noblogs.org/post/2025/10/08/unsere-reise-nach-barcelona-zur-ban-fossil-ads-konferenz/
Ban fossil Ads – mein persönliches Fazit:
https://vernetzungpartizipation.noblogs.org/post/2025/10/09/ban-fossil-ads-mein-persoenliches-fazit/